Der Schöpfer, der verlorene Sohn und Theater - DDM 2010 Teil 2

Heute wird es biblisch, es geht um Schöpfer, den verlorenen Sohn und zwei Potsdamer Duelle. Hier der Bericht vom zweiten Tag der DDM.

Die Augen öffnen sich 7 Uhr am Morgen langsam, beim herunterschlummern auf der Treppe frohlockt in der Jugendherberge die freundliche Erinnerung, warum wir hier und so früh wach sind und dass wir beide Augen aufmachen sollen. Nicht wahr, mit dem zweiten sieht man besser:

Aber nicht nur das ZDF sitzt jetzt im Debattierboot, auch andere, aber davon später mehr.

Die erste Motion des Tages: Dieses Haus würde das jüdisch-christliche Kulturerbe zum Staatsziel erklären. Hier geht der Streit darum, was denn eben diese Kultur sei, gehöre dazu auch der Schöpfungsmythos oder nur die Nächstenliebe. Auch hier schneidet Potsdam gut ab, Moritz und Florian gewinnen ihre Debatte, die anderen beiden Teams werden zweite.

Während die Chefjuroren dann die nächsten Runden setzen zieht es uns aus dem Debattarium zum Wasser, der Aasee plätschert 20 Meter von der Schule entfernt.

Als Debattarium fungiert ja eine Schule, in einem großen Glaskasten versammeln sich die Redner und jeder kann sie von außen bestaunen (wenn die Fenster zu sind ist das so ähnlich wie bei Fischen, kaum Bewegung und der Muns geht stumm auf und zu) Allerdings  braucht ein Debattierer aufwendige Pflege (Debattierer brauchen drei bis vier Sachen:

  1. Futter, aber hier gilt „der Mensch lebt nicht vom Brot allein“ also braucht es auch
  2. Geistiges Futter, in Form von Streitthemen (das Gerücht, einige Debattierer würden ihre Gegner fressen, wurde bisher nicht bestätigt)
  3. Natürlich Flüssigkeit
  4. Einige brauchen Rauchen.

Der Schöpfer des Aasees war übrigens Gorg Sperlich, Bürgermeister Münsters in den 1920er Jahren. Paßt ja dann auch als Staatsziel irgendwie, wenn es in der Bibel heißt, der Mensch sei nach Gottes Ebenbild, so eine Art Kopie in Klein. Logisch dass dann auch ein Mensch eine kleine Welt schöpft, den Aasee. Oder wäre das das Gegenteil, bewies damit Herr Sperlich dass Gott schwerlich die Welt geschaffen hat? Egal.hübsch ist der Aasee auf jeden Fall.

Die Lust am Qualmen führt zu den Palmen, nun ja, eher zu den Buchen am Aasee, denn in der Schule ist Rauchen komplett verboten, das heißt die Tabaksteuerzahler huschen 10 Meter zum Aasee, denn seine Ufer sind außerhalb des Schulgeländes.

 

Die zweite Motion des Tages fordert: Dieses Haus würde Unternehmen verpflichten, 25 ihrer Aktien an Gewerkschaften zu verschenken. Ein tolles Thema, allerdings nicht für die eröffnende Regierung, die müsste soviel Zeit zum Definieren verbrauchen (welche Unternehmen, warum 25%, warum Gewerkschaften, warum Aktien) dass sie kaum noch dazu käme, Gründe zu nennen. Zudem würden ihr viele der Definitionen zerschossen werden. Moritz und Florian allerdings sind schließende Regierung und gewinnen ihre Debatte, ebenso wie Jana und Sebastian, die sind als eröffnende Opposition gegen das dritte Potsdamer Team (Eröffnende Regierung) und gewinnen ihre Debatte ebenfalls.

 

Das führt in der nächsten Runde zu einer interessanten Konstellation. Aber gleich dazu.

 

In der Mittagspause fahre einige Teilnehmer Boot auf dem Aasee, andere machen eine Stadtführung. Der anwesende Potsdamer Vorstand sitzt derweil im Präsidententreffen des Debattierdachverbands und lauscht den Neuigkeiten aus der Szene. „Die ZEIT“ hat ihren Vertrag verlängert, zudem ist nun auch die deutsche Telekom als Sponsor mit an Board. Beide wollen das deutsche Debattieren in den nächsten Jahren unterstützen.

 

Dann berichten einige Clubs davon, dass sie so etwas wie die deutsche Debattierliga starten wollen, darunter sollen Turniere fallen können, wie der Greifswalder Boddencup, der Mainzer Guttenberg-Cup oder das Berliner Punk-Turnier. Das heißt Turniere, die außerhalb der Zeit-Debattenserie stattfinden. Auf jedem Turnier sollen Punkte gesammelt werden können und am Ende der beste Redner und der beste Club der Saison gekürt werden.

 

Greifswald verteilt im Anschluss schon die Flyer für den Boddencup.

 

Die letzte Vorrunde des Tages bringt wieder zwei Potsdamer Teams zusammen, Moritz und Florian, dreimal siegreich mit neun Punkte und Jana und Sebastian. Die Motion ist offen, d.h. es wird ein Satz vorgegeben und was die Regierung konkret draus macht, ist ihr überlassen.

 

Da niemand weiß, was die Regierung daraus macht, hat insbesondere der erste Redner der eröffnenden Regierung ja nur sieben Minuten, die erste Rede der Regierung, Zeit, sich vorzubereiten.

 

Das Thema: Dieses Haus würde den verlorenen Sohn zurückschicken.

 

Die Regierungen machen ganz unterschiedliches daraus, die einen wollen Kartoffeln verbieten, andere das Schuldrecht abschaffen. Im Potsdamer Duell-Raum will die Regierung das Gnadenrecht abschaffen. Gemeinsamkeiten gibt es jedoch zwischen Sebastian und anderen, die karierte Shorts sind in:

Hier setzen sich Moritz und Florian in der eröffnenden Opposition durch und haben vier Siege nach vier Vorrunden. Herzlichen Glückwunsch.


Beim Buffet am Abend freut sich Lena darüber, dass an der veganen Essenschlange niemand steht. Frisch gestärkt besucht unsere Nachwuchsjurorin mit Jossekin anschließend ein Münsteraner Straßentheater, während der Schreiber dieser Zeilen die Tango-Landschaft der Stadt erkundet.

Von: Mathias Hamann

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