Potsdam beim englischsprachigen BP-Turnier in Bremen an der Jacobs University, wo nicht mal der Café des Namensgebers gratis ist. Dafür gibt es tolle Themen von prima Chefjuroren. Hier, nach Klausur und Krankheit, Teil 1 des Berichts: Wie Potsdam den Schnee und alle echten Berliner besiegt.
Durch tiefen Schnee schieben wir unser Gepäck, manchmal wollen die Koffer aber auch nicht mehr. Auf der Hinfahrt fahren wir per Zufall mit Nikolay und seiner Freundin in derselben Mitfahrgelegenheit. Ohne unsere russischen Begleiter wären wir auch etwas orientierungslos. Sie kennen nicht nur den Weg vom Bahnhof zur Uni sondern wissen auch noch, wo wir auf dem ehemaligen Kasernengelände hinmüssen – Schilder finden wir nämlich keine. Schließlich schaffen wir es zur Registration, dort angekommen, heißt es für Jana und mich erstmal: Warten.
Andere Teilnehmer stecken im Schnee fest (also richtig, nicht so wie wir) Langsam trudeln die Teilnehmer ein, ein paar Holländer, Deutsche, Litauer und drei Berliner Teams, davon eines mit einem Amerikaner und einem Inder.
Die Bremer Orga serviert Plätzchen. Zu unserer Überraschung kostet allerdings der Kaffee etwas – und das bei einem Turnier an der Jacobs Uni? Ja genau, Jacobs wie Jacobs Krönung? Da sollte doch zumindest das Stammprodukt gratis sein? Nun ja, das ist eine privat Uni, da muss alles bezahlt werden – erfahren wir auch von unserer Gastgeberin, Eugenia aus Moldawien zahlt pro Jahr rund 22000 Euro an Studiengebühren und Zimmermiete (sie hat einen Kredit) In ihrem Studentenzimmer schlafen wir und bevor die erste Vorrunde startet lassen, wir unser Gepäck bei ihr.
Die erste Vorrunde dann am Freitag abend: THW ban the burka. Potsdam in der eröffnenden Regierung. Hm, ok, nicht gerade die Lieblingsposition aber immerhin das Thema doch schon mehrfach gehabt. Doch genau deswegen fallen uns erstmal keine Argumente ein. Schließlich reicht es doch und wir landen auf Platz zwei (lag aber auch an der Opposition, die uns immer wieder gefragt hat, warum man denn Ski-Masken aber keine Burkas tragen dürfte) Das Jurieren geht wie bei englischen Turnieren schnell, das Feedback ist ok. Passt.
Mit zwei von drei Punkten sind wir zufrieden – Jana huscht noch zur Party, unsere Gastgeberin geht clubben in die Stadt und ich lerne und gehe früh schlafen.
Der nächste Morgen bringt ein tolles Frühstück und die nächste Verspätung (warum, wissen wir nicht) jedenfalls holt es der tolle Tabmaster im Laufe des Turniers wieder raus, sodass wir abends ne Viertelstunde früher fertig sind.
Die erste Runde des Tages: THW never subsidize Green Energy. Potsdam eröffnet für die Opposition und landet auf Platz drei und ist nicht einverstanden, ebenso wenig eines der drei Berliner Teams, die werden vierte. Der Juror erzählte beiden Seiten lang und breit, welche Debatte er erwartet hätte (Die Regierung sollte erklären, warum der Markt funktioniert und die Opposition, warum nicht. Aber wir haben nicht unbedingt das Gefühl, das er der Debatte gelauscht hat.)
Die zweite Runde des Tages: THW would pay moderate Taliban to quit. Das ist die dritte Runde des Turniers und die letzte mit Feedback. In unserem Raum heißt es: Potsdam gegen Berlin, wir in der schließenden Opposition gegen alle drei Teams aus Berlin. Leider gewinnen wir nicht, denn die Kollegen Eröffner hatten die besseren Argumente, aber wir nehmen diese, um das Team der schließenden Regierung zu schlagen. Am Ende landen wir auf Platz zwei, vor allen deutschsprachigen Berliner Teams.
Zum Mittag gibt es Brötchen und Sandwiches und einige Teilnehmer sind verärgert – für 85 Euro Beitrag pro Team sollte es etwas mehr geben als belegte Brötchen und schlafen auf Isomatten und auf dem Boden. Jana witzelt, dass eine Wirtschaftsuni doch wohl Sponsoren für solch ein Turnier finden sollte. Potsdam hat als Sponsor für Beitrag und einen Teil der Reisekosten die Studierendenschaft über den Asta gewonnen.
Auch andere Turnier-Teilnehmer erzählen von vergangenen Zeiten, als alles noch besser war und greifen dann notgedrungen zum Sandwich und stärken sich für die letzten Vorrunden. Davon ein anderes Mal mehr.
Von: Mathias Hamann
Kommentar schreiben