Kämpfen und Kuscheln - Jauch, Joop und Jenosse bei der DDM Teil 1

Jauch, Joop und Jenosse jenießen die Deutsche Debattiermeisterschaft. Wir wohnen neben Bären und reisen im Debattiertower in die Antike oder den Deutsch-LK. DDM Teil 1

In den Jahren 2009 und 2010 rockt sich Potsdam bis ins Achtelfinale der Deutschen Debattiermeisterschaft. Dieses Jahr geht es ins schöne Heidelberg. Von Donnerstag bis Pfingssonntag lockt die Stadt am Neckar zu herausfordernden Debatten im Format OPD. Unser Ziel? Spaß haben.

 

Schon die Hinfahrt wird witzig, wir stellen fest, wie verschieden die Teammitglieder zu motivieren sind: Von Jana ist knallhart Leistung zu fordern, MoKi (Moritz Kirchner) muss wissen, dass sein Team auf ihn zählt und ihn danach lobt (besser zuviel als zu wenig). Unser Teamname referiert auf Potsdamer Sehenswürdigkeiten: Jauch, Joop und auf MoKi persönlich: Jenosse. Finden wir knorke, zudem: In Brandenburg wird mehr berlinert als in Berlin.

 

In Heidelberg beteiligen sich MoKi und Jana noch an einer Übungsdebatte, unsereins wandert durch die Altstadt. Nach dem Abendessen wartet die erste Vorrunde. Jauch, Joop und Jenosse rocken zum Thema: Soll Betteln verboten werden? Unser Antrag holt Bettler von der Straße, garantiert Einkommen und außerdem Resozialisierung. Von den Juroren bekommen wir 239 Punkte, nur zwei Teams haben mehr. Ein schöner Start.

Abends laden die Heidelberger in den Schwimmbadclub, doch da die Jugendherberge um zwei Uhr schließt und außerdem am Donnerstag vier weitere Runden warten, sacken wir früh zu Bett.

 

Beim Joggen am morgen gibt es die syrischen Bären neben der Jugendherberge zu bestaunen.

 

Nach dem Frühstück geht es dann gen SRH, eine Fachhochschule mit Seminarräumen. Deren Turm wird quasi zum Debattiertower.

 

Auch am Donnerstag knödeln wir uns fröhlich durch die Runden, Was auffällt, in vielen Räumen gibt es keine Glocken und Hämmer, des Präsidenten Klopfen mit der Hand auf den Tisch gibt die Zeitsignale jeder Rede: Ende der ersten Minute, Beginn der letzten. Ein Klingeln mit dem Schlüssel zeigt das Überschreiten der bösen 7:15.

 

Begeistert sind wir von der Heidelberger Orga, die immer ausreichend Wasser, Kekse und mittags mehr als genug Pizza am Start haben. (Offensichtlich ist deren Pizzadienst besser als der in Botswana.) Hut ab vor den Orga-Engeln.

 

Manchmal bereiten uns die Juroren Kopfzerbrechen, manche wollen haarklein alles bewiesen haben, selbst das Plagiieren schlecht ist, andere freuen sich über Detailwissen wiederum andere über schöne Bilder von denen dann wiederrum ganz andere genervt sind. Kurzum, es ist manchmal nicht klar, was der Redner tun soll – wie im echten Leben.

 

Zwischendurch motivieren sich Jauch, Joop und Jenosse mit individuellen Strategien, Gruppenumarmung, Anfeuerung, Lob oder der barsche Befehl, doch jetzt endlich Leistung zu zeigen. Kämpfen oder Kuscheln. Es funktioniert prima.

In der vorletzten Runde am Freitag versetzen uns die Chefjuroren versetzen in die Antike bzw. den Deutsch-LK. Wir bekommen ein Blatt mit Infos über Sophokles Drama Antigone. Die überlegt, ob sie ihren Bruder Polyneikes bestatten soll, der gilt als Landesverräter (er wollte Theben mit einem Heer erobern und seinen Bruder, den Herrscher, töten) Die Bestattung ist jedoch verboten, Polyneikes Leiche soll von den Vögeln zerfleischt werden, so kommt er nicht in den Hades und ihm wird das Leben im Jenseits verwehrt. Diese Strafe ist noch schlimmer als die Todesstrafe.

 

München in der Regierung argumentiert, es gibt so unmenschliches Recht, dass es nicht gerecht ist. Wir halten dagegen: MoKi erklärt, auch das Naturrecht sei von Menschen gemacht, unsereins erklärt, dass gerade die Abschreckung gegen einen Bürgerkrieg nicht nur Antigone sondern auch tausende Bürger Thebens vor Angriffen durch Feinde schützt.

 

Wir denken dennoch, dass München diese Runde für sich entscheidet. Nach der Runde diskutieren wir das Thema: Das Infoblatt enthielt nur einen Teil der Geschichte und es stellt sich heraus, viele Teilnehmer hatten Antigone nicht im Lehrplan während der Schulzeit. Trotzdem ist die Art der Debatte – was wäre wenn – eine tolle Idee.

 

Der Freitag-Abend lässt uns wieder etwas kürzer treten, denn am Samstag wartet die letzte Vorrunde.

 

Die fragt: Sollen wir den internationalen Kampf gegen Anbau und Handel von Drogen einstellen?

Wir legalisieren einfach den Verkauf von Drogen. Portugal hatte damit ja gute Erfahrungen gemacht.

In vielen Debatten setzen wir Zwischenrufe ein – mal mehr, mal weniger dosiert und äh, auch fruchtbringend.

 

Höhepunkte (hat den Juroren wirklich gefallen):

  • -Redner gegnerische Fraktion: Wie gehen wir gegen Drogen vor? Potsdam: Mit Ignoranz.

Tiefpunkte:

  • -Redner gegnerische Fraktion: XYZ ist so und so… Potsdam: Behauptung

In einer Debatte nimmt der Präsident darauf Bezug und erklärt, dass solche Zwischenrufe nicht konstruktiv sein. BEHAUPTUNG – wollen wir rufen, können uns das aber verkneifen.

 

Unnachahmlich setzt Jana ihre Autorität ein, um Gegnerische Brabbler während zur Ruhe zu rufen.

 

Aus dem Clubleben ist bekannt, dass Zwischenrufe Debatte aufhellen und Feuer reinbringen, allerdings auch für Chaos sorgen oder unerfahrene Redner verunsichern. Bei OPD sind zwar bekanntlich sieben Worte als Zwischenruf erlaubt, allerdings wird nur einer effektiv wahrgenommen, der ein höchstens zwei Worte lang ist. Da stellt sich die Frage: Nicht ganz abschaffen?

 

Nach den Vorrunden warten wir gespannt aufs Break.

Wir jubeln: MoKi landet in der Redner Top-Ten auf Platz sieben und wir schaffen ebenfalls auf Platz sieben den Einzug ins Achtelfinale. Zu unserer Freude sehen wir, dass wir auch die Runde um Antigone gewonnen haben. Dann warten wir auf den Gegner und der Leser mit uns. Bald geht's weiter.

Von: Mathias Hamann

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