Ein kleiner Club im großen Finale, mal wieder - Potsdam bei der NDM 2012

Breaken heißt ja brechen, gebreakt heißt also aus Denglish ins Deutsche - gebrochen. Gebreakt sein heißt Erfolg haben, gebrochen sein irgendwie traurig sein.  Hier geht es nun darum, wie Potsdam bis ins Finale breakte, also gebreakt und trotzdem ein wenig gebrochen ist. Ein Bericht über Potsdam bei der Norddeutschen Debattiermeisterschaft 2012 in Kiel.

Die Hinfahrt verlief in bester Stimmung: Die Sonne schien, die Strasse war frei, nicht nur das Wetter und die Verkehrsverhältnisse förderte uns, auch der Asta, der genehmigte aus den Gelder der Studierendenschaft der Uni Potsdam Unterstützung für unsere Turnierfahrt. So saßen wir da, zu fünft im Auto und donnerten von Berlin nach Kiel, zu den Norddeutschen Meisterschaften im Debattieren 2012.

Wollten wir viel in Kiel? Moritz hatte den Traum seinen Titel als Regiomeister von 2011 zu verteidigen, kein Wunder, dass er mit Teamkollegin Jana den Namen "Potsdam Sans Pardon" wählte. Toni und unsereins traten zum ersten Mal gemeinsam an (mit einem Teamnamen, den der Leser sich gerne bei uns erfragen kann). Und Robert debütierte als Juror.

 

Kurz vor Kiel umhüllte uns eine dichte Nebelwand, die Stadt erschien dadurch wie das Abbild aus einem Schauerroman, so dauerte es eine Weile, bis wir die Jugendherberge fanden. Um nicht in böse Träume zu verfallen begaben sich die Potsdamer rasch in ihre Koje.

Die Kieler Orga hatte sich etwas Besonderes überlegt, anstatt die Debatten in der Uni auszutragen, hatten sie die Jugendherberge belegt. Die Vier  Vorrunden sollten hier stattfinden. Als Chefjuroren hatten sich Tom Michael Hesse, Michael Saliba und Bernd Hoefer die Themen überlegt.

 

Die Themen der Vorrunden:

  1. Runde 1: Dieses Haus fordert eine gemeinsame europäische Armee.
  2. Runde 2: Dieses Haus hebt das Tanzverbot an den stillen Feiertagen auf.
  3. Stille Feiertage = Karfreitag, Volkstrauertag, Totensonntag
  4. Runde 3: Dieses Haus stellt die „Pille danach“ rezeptfrei zur Verfügung.
  5. Runde 4: Dieses Haus hebt die Befreiung der Parteien nationaler Minderheiten von der 5-%-Klausel auf.

Nah vier Vorrunden erfuhren wir abends das Ergebnis: Jana und Moritz dank Sieg in der letzten Vorrunde im Halbfinale, Toni und unsereins auf dem undankbaren neunten Platz, somit scheiterten wir nur wegen zuwenig Rednerpunkten am Break. Robert hingegen freute sich, er durfte bei seinem ersten Turnier als Juror auch das Halbfinale jurieren. Weil der nächste Tag also wichtig werden würde, feierten wir nicht lang sondern es ging wieder früh ins Bett.

 

Am nächsten Tag hieß es Daumen drücken für unser Team: Im Halbfinale mussten unsere beiden gebreakten aber nicht gebrochenen dann aus der Opposition heraus kämpfen. Thema im Halbfinale:

  • Dieses Haus glaubt, die olympische Idee hat sich überlebt.

Im Finale dann schließlich die große Freunde: Moritz und Jana im Finale. Moritz hatte also die Chance, seinen Titel zu verteidigen und für den Club gab es auf jeden Fall ein zweites Team für die Meisterschaften im Deutschsprachigen Debattieren in Wien im Juni. 

Viel Zeit für Umarmen blieb gar nicht, weil sich unsere beiden Streiter vorbereiten mussten. Das Los setzte sie auf die Bank der Eröffnenden Opposition.Thema im Finale:

  • Dieses Haus erlaubt, Gerichtsverhandlungen in Ton und Bild aufzunehmen und diese öffentlich zu verbreiten.

Während die Eröffnende Regierung für die Zugänglichkeit von Bild und Tonaufnahmen plädierte, und mehr Öffentlichkeit forderte, machten sich Jana und Moritz für den Schutz der Privatsphäre stark. Entschieden wurde die Debatte aber in der zweiten Hälfte, die beiden Berliner Teams stritten sich, ob Emotion im Gericht gut ist. Die Schließende Regierung plädierte dafür, denn niemand weiß, was in Gerichten passiert, weil eben kaum jemand dort ist. Wer aber einmal sieht, wie dort gestritten wird, wer durch Bild und Ton Mitleid emfinden kann, der kann auch die Verantwortung spüren, die jeder hat, denn die Urteile werden schließlich in unser aller Namen gesprochen. Dagegen kam die Schließende Opposition nicht an, die fürchtete, dass Emotionen durch Bild und Ton Objektivität beeinträchtigen.

 

Jana und Moritz gratulierten den Siegern aus Berlin, sie litten ein wenig darunter, dass die Kolegen auf der schließenden Opposition ihre Argumente nicht aufgriffen, so vielen die beiden Potsdamer aus der Debatte und die Jury entschied sich zwischen den beiden Schlussteams. Da konnte die zweite Regierung überzeugen, denn sie beschäftigten sich mit den Argumenten der Potsdamer, aber vor allem durch plastische und ergreifende Reden.

 

Daher an dieser Stelle nochmal Glückwunsch. Potsdam war zwar etwas gebrochen kann aber stolz sein, seit 2008 stellt der Club von der Havel Finalteilnehmer bei den Regios. Danke an Jana und Moritz, dass sie diese Tradition fortsetzten.

Von: Mathias Hamann

Kommentar schreiben

Kommentare: 0